Naturhafte Abstraktionen mit starker emotionaler Tiefe
Waldemar Weimann: Wenn uns Aquarelllandschaften verzaubern
Aquarellmalerei ist ebenso vielgestaltig wie herausfordernd als auch faszinierend. Und die Lebendigkeit, die natürliche und leuchtende Farbgebung verzaubern ja nicht nur die Künstler und Künstlerinnen selbst. Ein Künstler, der den Balanceakt zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion perfekt beherrscht, ist Waldemar Weimann.
1957 in der ehemaligen UdSSR geboren, studierte er von 1983-88 monumentale Kunst an der Theater- und Kunsthochschule in Alma-Ata (KSSR). Nach zahlreichen Ausstellungen, unter anderem in Moskau, Minsk und Alma-Ata, lebt und arbeitet er seit 1991 in Krefeld. Seine Bilder finden sich in privaten und staatlichen Sammlungen weltweit.
Es sind emotionale Bilder, welche den Grenzbereich zwischen erkennbarer Natur und malerischer Andeutung – verwischend, wie von einem dunstigen Schleier verborgen – ausloten. In eine Farbspiel, mit einem expressiven Duktus, werden selbstreflektive Wahrnehmungen, Gefühle, Gedanken künstlerisch formuliert. Farbfelder, die in- und miteinander verschmelzen und, sich wieder lösend, in andere Gefilde eintauchen, werden bei Weimann zu eindrucksvollen Impressionen.
Die malerisch-emotionale und naturhafte Verkopplung schließt spontane, gefühlsbetonte Assoziationen nicht aus, wie sie gleichzeitig aber eine reine naturgegebene Abbildung verneint. Von daher durchdringen diese Bilder sowohl die gefühlsmäßige Verortung einer sichtbaren Natur als auch die malerische Idee des Künstlers aus dessen emotionaler Befindlichkeit heraus.
Diese Wirkungen gehen weit darüber hinaus; es ist eine Art Konglomerat verschiedener Ebenen, die sich anhand eines Naturschauspiels auf das Papier artikulieren: „Unwetter über Insellandschaft“ steht symbolisch für diese faszinierende Maltechnik. Die Horizontlinie mit einem bewölkten Himmel, den Seen, überhaupt der ahnbaren, regendurchtränkten Landschaft dient dem Künstler als dynamisches „Natur-Ereignis“, welches das verborgen Wahrnehmbare in sich trägt und dem Betrachter zur Deutung überlässt. Ähnlich verhält es sich bei dem Werk: „Erster Frost“.
Farblich zwischen grauen Nuansen und orange-braun Tönen eingespielt, erahnt der Betrachter das erste Eis durch ein flirrendes Grau hindurch, schwebend und kaum wahrnehmbar. Farbe und Form stehen in Werken von Waldemar Weimanns in einem unmittelbaren Zusammenhang: Natur und Reflexion – ein sich findender, unauflöslicher Dialog, der stets aufs Neue die Verbundenheit von Beidem thematisiert – ohne die Absicht diese zu beenden.
Michaela Buchheister
ARTPROFIL MAGAZIN FÜR KUNST
WALDEMAR WEIMANN /LANDSCHAFTSAQUARELLE
… Landschaftsaquarell, das zweifelsfrei das Zentrum seines derzeitigen künstlerischen Schaffens darstellt.
„Was sind meine Landschaften? Eine Reisedokumentation, ein Spiegel meiner Laune? Psychoanalyse, Farbspiel? Eine Erfüllung bestimmter Sehnsüchte, eine Erfahrung mit einer Welt, die eine ganz eigenartige Sprache spricht?“.
So erlebt der Künstler fragend und gleichsam analytisch seinen in der Entstehung begriffenen Werkkomplex. Sein Œuvre umfasst eine Reihe ineinander verschmolzener Schaffensphasen, die sich durch verschiedenste Materialien und Techniken ausdrücken. Das Aquarell, vornehmlich die Landschaft, erschließt selbstreflexiv die Seelenwelt des Künstlers, der seine Gefühle und Sehnsüchte materialisiert.
Die Landschaften sind keine Naturstudien. Ihre rein kognitiv angeregte Entstehung verstärkt ihren Zweck und Ihre Vielschichtigkeit. Das dargestellte Naturereignis verarbeitet Emotionen und Launen und übersetzt sie in Erscheinungsformen von Himmel und Erde. Meistens zeigen die Aquarelle Unwetter und Unruhe, die sich vor oder nach einem Gewitter über dem Horizont verbreiten – die Interpretation bleibt dem Betrachter überlassen.
Dem ausgesprochen expressiven Malweise geht die Farbwahl voran. Der Betrachter erfährt ein aufgewühltes Selbst durch ein feuergleiches Rotspektrum, das überraschend aus einem Gebirgszug auftaucht oder gleichsam tiefe seelische Beruhigung, die der tiefblickende windstille Himmel hervorruft…
english
…Currently he dedicates himself to landscapes in watercolor, which are certainly the centre of his work.
„What are my landscapes? Accounts of my travel, a game of my moods?Psycho-analasis or just play of colors? The fulfillment of my aspirations, the experience with a world that speaks a different language to me?“
This is how the artist experiences questioning and at the same time analytically his work that is constantly in development. His body of work embraces many creative periods that express themselves in different material and techniques. The water color painting, especially the landscape, reflects the artists` soul, who materializes his feelings and desires.
The landscapes are no studies by nature. Their cognitive becoming empowers their function and complexity. The depicted natural phenomenons assimilate certain emotions and moods and translate them into heaven and earth. Mostly, the paintings show storms and restless skies that flood over the horizon – the interpretation is left to the viewer.
The intense and expressive flow of line correspondents to the choice of color. The viewer experiences a turbulent self through fire like reds that come up surprisingly as well as calm that can come with a quite and peaceful heaven…